Berechnung der maximalen Herzfrequenz (HFₘₐₓ)
1. Bedeutung und klinischer Kontext
Die maximale Herzfrequenz (HFₘₐₓ) bezeichnet den höchsten Herzschlag pro Minute (bpm), der bei maximaler körperlicher Belastung typischerweise erreicht werden kann. Eine Abschätzung der HFₘₐₓ hilft bei Trainingssteuerung, Festlegung von Herzfrequenzzonen sowie – im klinischen Bereich – bei Belastungsuntersuchungen und Risikoeinstufungen. Da individuelle Werte stark variieren können, sind Formeln stets als Richtwerte zu interpretieren.
2. Wichtige Formeln zur Abschätzung der HFₘₐₓ
Im Folgenden werden mehrere etablierte Formeln zur Abschätzung der maximalen Herzfrequenz dargestellt.
| Formel | Formeltext | Anmerkungen |
|---|---|---|
| Haskell & Fox (klassisch) | HFₘₐₓ ≈ 220 − Alter (in Jahren) | Älteste und weit verbreitete Methode; große individuelle Abweichung möglich. |
| Tanaka et al. | HFₘₐₓ ≈ 208 − (0,70 × Alter) | Bessere Validierung vor allem für ältere Erwachsene. |
| Nes et al. (HUNT-Studie) | Männer: HFₘₐₓ ≈ 211 − (0,64 × Alter) Frauen: HFₘₐₓ ≈ 210 − (0,67 × Alter) | Geschlechterspezifisch, neuere Datenbasis. |
| Gulati (nur Frauen) | HFₘₐₓ ≈ 206 − (0,88 × Alter) | Speziell für Frauen entwickelt. |
| Gellish et al. | HFₘₐₓ ≈ 207 − (0,7 × Alter) − (0,1 × BMI) + (4 × GeschlechtKodierung) | Berücksichtigt zusätzlich BMI und Geschlecht; eher wissenschaftlich. |
3. Anwendung und Interpretation
- Die errechnete HFₘₐₓ dient als Grundlage zur Orientierung; für Trainingszonen (z. B. 60 %–80 % der HFₘₐₓ) oder Belastungssteuerung kann sie sinnvoll eingesetzt werden.
- Bei klinischen Belastungstests (z. B. Ergometrie) ist die gemessene HFₘₐₓ oft aussagekräftiger als eine rein rechnerische Schätzung.
- Individuelle Faktoren (z. B. Genetik, Trainingszustand, Medikamente, Herz- / Kreislauferkrankung) können die tatsächliche HFₘₐₓ deutlich von der Formelabweichung abweichen.
4. Limitationen
- Viele Formeln basieren nur auf dem Alter und ignorieren wichtige Einflussfaktoren wie Trainingszustand, Herz-Kreislaufsituation, Medikamente oder genetische Variation.
- Die Standardabweichung bei vielen Formeln beträgt häufig ±10–15 bpm oder mehr – das heißt: Der geschätzte Wert kann erheblich vom tatsächlichen Wert abweichen.
- Rechenformeln ersetzen nicht eine sichere Belastungsdiagnostik, insbesondere im medizinisch-kardiologischen Umfeld.
5. Zusammenfassung
Die Abschätzung der maximalen Herzfrequenz mittels Formeln bietet eine nützliche Orientierung sowohl im Training als auch im klinischen Umfeld. Mehrere Formeln (z. B. 220 − Alter, 208 − 0,70×Alter, 211 − 0,64×Alter) stehen zur Verfügung. Bei Verwendung ist jedoch stets deren begrenzte individuelle Genauigkeit zu berücksichtigen. Eine individuelle Ermittlung im Belastungstest oder eine genauere Diagnostik sollte bei Bedarf erfolgen.