Schock-Index

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Anwendung des Shock-Index (SI) in der Akutversorgung

1. Zielsetzung und klinischer Hintergrund

Der Shock-Index (SI) ist ein einfaches Verhältnis zwischen Herzfrequenz (HF) und systolischem Blutdruck (SBP) und dient der schnellen Abschätzung des Kreislaufstatus – insbesondere zur Detektion eines sich anbahnenden oder bestehenden Schocks. Ursprünglich 1967 von Max Allgöwer und Cyril Burri vorgestellt, konzentriert sich der SI auf die Initialphase der hämodynamischen Dekompensation. 

2. Formel und Berechnung

Der SI wird berechnet als:

Beispiele: Bei einer Herzfrequenz von 110 /min und einem systolischen Blutdruck von 90 mmHg ergibt sich ein SI = 110/90 ≈ 1,22. 

3. Norm- und Grenzwerte

  • Normbereich: etwa 0,5 – 0,7. 
  • Ein SI ≥ 0,9 bzw. > 1,0 wird häufig in Studien als Hinweis auf erhöhtes Risiko für Kreislauf­insuffizienz, massive Transfusion oder Mortalität genannt. 
  • Eine Klassifikation (z. B. im Trauma-Setting) unterteilt SI in:
    • SI < 0,6: keine oder minimale Kreislauf­beeinträchtigung
    • SI ≥ 0,6 – < 1,0: milder Schock
    • SI ≥ 1,0 – < 1,4: moderater Schock
    • SI ≥ 1,4: schwerer Schock 

4. Klinische Anwendung und Bedeutung

  • Der SI dient insbesondere in der Akut- und Notfallmedizin (z. B. bei Trauma, akuter Blutung, Sepsis, kardiogenem Schock) zur Früherkennung von hämodynamischer Instabilität, bevor Hypotonie oder ausgeprägte Tachykardie isoliert auftreten. 
  • Eine erhöhte SI korreliert mit einem erhöhten Bedarf an Massivtransfusion, Intensivaufnahme und Mortalität. In einer großen Metaanalyse bei Trauma­patienten zeigte sich z. B. eine AUC von ca. 0,85 zur Vorhersage eines Massivtransfusions­bedarfes. 
  • Der SI kann als ergänzendes Monitoring-Instrument dienen, insbesondere wenn Vitalzeichen isoliert noch nicht dramatisch abweichen.

5. Limitationen

  • Der SI ist ein sehr vereinfachtes Instrument und ersetzt nicht eine umfassende klinische Beurteilung inklusive Organperfusion, Urinausscheidung, Laktat oder andere Parameter.
  • Der SI kann durch Medikamente (z. B. Betablocker) oder Vorerkrankungen (z. B. chronische Hypertonie) verfälscht sein.
  • Die Validierung in allen klinischen Settings (z. B. nicht-traumatisch) ist begrenzt; einige Studien zeigten z. B. für Mortalität nur eine begrenzte Vorhersagekraft (AUC ≈ 0,55). 

6. Schlussbemerkung

Der Shock-Index stellt eine rasch verfügbare, bedienerfreundliche Parameterkombination dar, mit der frühzeitig eine hämodynamische Verschlechterung erkannt werden kann. Bei erhöhtem SI sollte eine engmaschige Überwachung und ggf. frühzeitige Intervention (Flüssigkeit, Kreislaufunterstützung, Blutprodukte) erwogen werden. Jedoch bleibt der SI Bestandteil eines umfassenden klinischen Bildes und darf nicht isoliert als Entscheidungsgrundlage dienen.

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