TIMI-Score bei STEMI

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Anwendung des TIMI Risk Score (STEMI) beim akuten ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI)

1. Zielsetzung und klinische Relevanz

Im Rahmen eines akuten ST-Hebungs-Myokardinfarkts (STEMI) ist eine rasch durchgeführte Risikostratifizierung von eminenter Bedeutung. Der TIMI-Score ermöglicht eine frühzeitige Einschätzung des 30-Tage-Mortalisationsrisikos und unterstützt die Entscheidungsfindung hinsichtlich Überwachungsintensität, Therapiepriorisierung (z. B. frühe Reperfusionsstrategie) sowie Ressourcensteuerung. Ursprünglich im Sub-Versuch der Studie Intravenous nPA for Treatment of Infarcting Myocardium Early II (InTIME II) abgeleitet, wurde er zur einfachen klinischen Anwendung beim STEMI konzipiert. 

2. Parameter und Punktezuteilung

Der TIMI-STEMI-Score besteht aus acht klinischen Kriterien mit differenziert gewichteten Punkten:

  • Alter ≥ 75 Jahre → 3 Punkte; Alter 65–74 Jahre → 2 Punkte; Alter < 65 Jahre → 0 Punkte. 
  • Systolischer Blutdruck < 100 mm Hg → 3 Punkte. 
  • Herzfrequenz > 100/min → 2 Punkte. 
  • Killip-Klasse II–IV (Hinweis auf Herzinsuffizienz/Schock) → 2 Punkte. 
  • Körpergewicht < 67 kg → 1 Punkt. 
  • Vorgeschichte von Diabetes mellitus oder Hypertonie oder Angina pectoris → 1 Punkt. 
  • Anterior-ST-Hebung oder neuer Linksschenkelblock (LBBB) im EKG → 1 Punkt. 
  • Zeit bis zur Behandlung (Reperfusionsbeginn) > 4 Stunden → 1 Punkt. 

Die maximale Punktzahl liegt in der Regel bei 14 (theoretisch), wobei in Praxiswerten häufig 9 oder mehr als Hochrisikogruppe betrachtet wurden. 

3. Interpretation der Punktzahl / Risikoabschätzung

Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Punktzahl korreliert mit der 30-Tage-Sterblichkeit wie folgt:

PunktzahlGeschätzte 30-Tage-Mortalität
0 Punkteetwa 0,8 %. 
1 Punktca. 1,6 %. 
2 Punkteca. 2,2 %. 
3 Punkteca. 4,4 %. 
4 Punkteca. 7,3 %. 
5 Punkteca. 12,4 %. 
6 Punkteca. 16,1 %. 
7 Punkteca. 23,4 %. 
8 Punkteca. 26,8 %. 
9-14 Punktebis ca. 35,9 %. 

4. Klinische Anwendung im Versorgungsprozess

Die Anwendung des TIMI-STEMI-Scores erfolgt idealerweise bei Aufnahme eines Patienten mit bestätigtem oder starkem Verdacht auf STEMI. Die Score-Berechnung soll zügig im Rahmen der Erstbewertung erfolgen. Bei hoher Punktzahl (z. B. ≥ 5) ist eine intensivierte Überwachung (z. B. auf Überwachungsstation oder Intensivstation), rascher Zugang zur Reperfusion (Primär-PCI oder Fibrinolyse) sowie verstärkte Nachsorge indiziert. Bei niedriger Punktzahl kann das Risiko als eher günstig gelten, jedoch darf dies nicht zur Vernachlässigung der etablierten Therapiestrategien führen. Der Score ersetzt nicht das klinische Urteil, sondern ergänzt es.

5. Limitationen und wichtige Hinweise

  • Die Score-Entwicklung erfolgte primär in einer Kohorte fibrinolytisch behandelter STEMI-Patienten; die Generalisierbarkeit auf moderne primär-PCI-zentrierte Versorgungsstrukturen ist daher eingeschränkt. 
  • Der Score berücksichtigt keine invasiven oder bildgebenden Befunde (z. B. Koronaranatomie, Reperfusionsqualität, linksventrikuläre Funktion).
  • Aktuelle Therapie- und Versorgungsstandards (z. B. ultrafrühe PCI, moderne Pharmakotherapie) können die prognostischen Auswirkungen der einzelnen Parameter verändert haben; daher ist eine regelmässige Validierung notwendig.
  • Trotz niedriger Punktzahl bleibt die Möglichkeit eines ungünstigen Verlaufs bestehen; die klinische Dynamik, Komorbidität sowie patientenindividuelle Faktoren müssen berücksichtigt werden.

6. Schlussbemerkung

Der TIMI-Score für STEMI stellt ein bewährtes und rasch durchführbares Instrument zur Risikoabschätzung des 30-Tage-Sterberisikos bei Patienten mit ST-Hebungs-Infarkt dar. Seine einfache Handhabung – basierend auf sieben bis acht Basisvariablen – erlaubt eine strukturierte Einschätzung im Akutsetting. Integriert in das klinische Entscheidungsnetzwerk trägt er zur Optimierung von Überwachungsgrad, Reperfusionsstrategie und Ressourcenplanung bei. Dennoch bleibt die umfassende klinische Beurteilung zentral – der Score ergänzt, ersetzt aber nicht die ärztliche Einschätzung und therapeutische Expertise.

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