Mittlerer Arterieller Druck (MAP – Mean Arterial Pressure)
1. Definition und physiologischer Hintergrund
Der mittlere arterielle Druck (MAP, „Mean Arterial Pressure“) bezeichnet den durchschnittlichen arteriellen Blutdruck über einen Herzzyklus hinweg – also über Systole und Diastole hinweg.
Der MAP stellt einen zentralen Parameter für die Organperfusion dar: Er reflektiert die Druckdifferenz, welche den Blutfluss durch das systemische Gefäßnetz treibt, und wird maßgeblich beeinflusst durch das Produkt aus Herzzeitvolumen (CO) und systemischem Gefäßwiderstand (SVR) sowie geringfügig durch den zentralen Venendruck (CVP).
2. Formeln zur Abschätzung des MAP
Verschiedene Formeln erleichtern die Berechnung des MAP im klinischen Alltag:
Gängigste Näherung:

Alternativform:

Hämodynamisch exakter:

Bei sehr hoher Herzfrequenz bzw. besonderen Kreislaufbedingungen kann eine modifizierte Formel sinnvoll sein, z. B. eine größere Gewichtung der systolischen Phase.
3. Normwerte und Zielbereiche
Ein für die meisten Organe ausreichender MAP liegt typischerweise über ca. 65 mmHg bei erwachsenen Patienten. Werte im Bereich von ca. 65–110 mmHg werden häufig als physiologisch angesehen. In der Intensivmedizin (z. B. bei septischem oder hypovolämischem Schock) gilt ein MAP von ≥ 65 mmHg als häufiges Therapieziel zur Sicherstellung der Organperfusion.
4. Klinische Bedeutung
- Der MAP fungiert als belastbarer Parameter zur Abschätzung der systemischen Perfusionsdrucksituation: Ein zu niedriger MAP kann auf Hypoperfusion hinweisen, ein dauerhaft erhöhter MAP ist mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko assoziiert.
- In der hämodynamischen Überwachung (z. B. Intensivstation, Anästhesie) wird der MAP häufig verwendet, um Entscheidungen zur Vasopressor-Therapie oder Volumengabe zu steuern.
- Der MAP korreliert mit Organfunktion und kann als Leitparameter für Therapieziele bei kritisch Kranken dienen. Beispielsweise zeigte sich eine erhöhte Mortalität bei Patienten mit anhaltendem MAP < 65 mmHg.
5. Ursachen und Konsequenzen von Abweichungen
- Niedriger MAP kann entstehen z. B. durch Hypovolämie (Blutverlust, Dehydratation), schwere Herzinsuffizienz, vasodilatative Zustände (z. B. septischer Schock) oder Medikamente. Folge kann eine inadäquate Organperfusion mit Ischämie bzw. Organschaden sein.
- Erhöhter MAP wird u. a. bei arterieller Hypertonie, erhöhtem Gefäßwiderstand oder Volumenüberlastung beobachtet. Langfristig besteht Risiko für Mikro- und Makrogefäßschäden.
- Die Aufrechterhaltung eines adäquaten MAP ist besonders wichtig bei Organen mit kritischer Perfusion (z. B. Gehirn, Niere, Herz) und bei Patienten mit eingeschränkter Autoregulation (z. B. zerebrovaskuläre Erkrankung).
6. Limitationen und wichtige Hinweise
- Die Näherungsformeln zur Ermittlung des MAP sind vereinfacht und gelten v. a. bei normalen Ruhebedingungen; bei sehr hoher Herzfrequenz, starker Dysrhythmie oder arterieller Steifigkeit kann die Berechnung ungenau sein.
- Der MAP allein ersetzt nicht die vollständige kardiovaskuläre Diagnose; er muss im Kontext von Herzzeitvolumen, Gefäßwiderstand, klinischem Befund und Organfunktion interpretiert werden.
- In speziellen Patientengruppen (z. B. Kindern, Neugeborenen, schwer nieren- oder leberkranken Patienten) gelten abweichende Normwerte und ggf. andere Zielbereiche.
7. Schlussbemerkung
Der mittlere arterielle Druck (MAP) stellt einen zentralen hämodynamischen Parameter dar, der über einfache Ableitungsformeln gut abschätzbar ist. Seine Bedeutung liegt in der Abschätzung der Organperfusion und der Steuerung von Therapien bei kritischen Erkrankungen. Eine kompetente Interpretation im klinischen Rahmen unterstützt die zielgerichtete und patientenorientierte Versorgung.