PERC‑Rule („Pulmonary Embolism Rule-out Criteria“) bei Verdacht auf Lungenembolie (LE)

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PERC‑Rule („Pulmonary Embolism Rule-out Criteria“)

1. Zielsetzung und klinische Bedeutung

Die PERC-Rule dient der frühen Ausschlussdiagnostik bei Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Lungenembolie, bei denen bereits eine niedrige Vortest-Wahrscheinlichkeit geschätzt wurde (z. B. < 15 %).  Ziel ist es, bei Erfüllung aller Kriterien Bildgebung oder D-Dimer-Testung zu vermeiden und damit unnötige Diagnostik, Strahlenexposition und Kosten zu reduzieren. 

2. Einschlusskriterien für die Anwendung

Die PERC-Rule ist nur anzuwenden bei:

  • Patientinnen bzw. Patienten mit niedrig eingeschätzter Wahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie (klinisch stabile Situation, keine hochverdächtigen Zeichen). 
  • Kein Kreislaufschock, kein hochverdächtiges EKG oder Echokardiographie-Hinweis auf Rechtsherzbelastung ohne weiteren Abklärungsbedarf.
  • Keine vorhergehende Bildgebung oder übermäßige Vortest-diagnostische Maßnahmen. Wenn auch nur ein Kriterium der PERC-Rule nicht erfüllt ist, ist die PERC-Regel nicht ausreichend und weitere Diagnostik (z. B. D-Dimer, Bildgebung) erforderlich. 

3. Kriterien der PERC-Rule

Die folgenden acht Kriterien müssen alle zutreffen (also „negativ“ sein), damit eine LE mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann:

  1. Alter < 50 Jahre 
  2. Herzfrequenz < 100 /min 
  3. Sauerstoffsättigung (SpO₂) ≥ 95 % an Raumluft 
  4. Keine Vorgeschichte von tiefer Venenthrombose (TVT) oder Lungenembolie 
  5. Kein kürzlich erfolgter Trauma oder Operation (z. B. ≤ 4 Wochen) 
  6. Kein Hämoptyse (Bluthusten) 
  7. Keine Östrogen-Therapie (z. B. orale Kontrazeptiva, Hormonersatz) 
  8. Keine klinischen Zeichen einer tiefen Venenthrombose (z. B. einseitige Schwellung) 

Wenn alle diese Kriterien negativ sind, spricht dies für ein sehr geringes Risiko einer Lungenembolie.

4. Leistung und Diagnostische Genauigkeit

  • In einer Metaanalyse mit über 13.000 Patientinnen/Patienten war die Sensitivität der PERC-Rule etwa 97 % (95 % CI 96–98 %), die Spezifität hingegen ca. 23 % (95 % CI 22–24) bei niedrigem Vortest-Risiko. 
  • Negative Likelihood Ratio (LR-) war in Studien etwa 0,17, d. h. die Wahrscheinlichkeit, dass trotz Erfüllung aller Kriterien eine LE vorliegt, liegt deutlich unter 2 %. 
  • Aufgrund der sehr hohen Sensitivität bei passenden Patientinnen/Patienten kann auf weitere Diagnostik verzichtet werden, wenn alle Kriterien erfüllt sind und die klinische Einschätzung eine niedrige Wahrscheinlichkeit bestätigt.

5. Klinische Anwendung im Versorgungsprozess

  • Bei Patientinnen/Patienten mit Verdacht auf LE sollte zunächst eine Einschätzung der Vortest-Wahrscheinlichkeit erfolgen (z. B. mittels klinischem Urteil oder z. B. dem Wells‑Score bzw. ähnlichem).
  • Wenn die Wahrscheinlichkeit als niedrig bewertet wird (z. B. < 15 %) und alle PERC-Kriterien negativ sind → keine weitere Diagnostik (kein D-Dimer, keine Bildgebung) erforderlich.
  • Wenn ein Kriterium nicht erfüllt ist oder die klinische Einschätzung nicht als niedrig gilt → weitere Diagnostik mit D-Dimer und ggf. Bildgebung (CT-Pulmonalisangiographie) erforderlich.
  • Dokumentation des Befundes und der Entscheidungsgrundlage ist wichtig.

6. Limitationen und Warnhinweise

  • Die PERC-Rule ist nicht anzuwenden bei Patientinnen/Patienten mit moderat bis hoher klinischer Wahrscheinlichkeit für LE. In solchen Fällen versagt die Regel. 
  • Nicht geeignet bei accentuierten Risikosituationen wie aktiver Tumorerkrankung, deutlich vilen Risikofaktoren oder instabiler hämodynamischer Situation.
  • Die Spezifität ist gering — ein positives Kriterium allein bedeutet nicht automatisch LE, sondern nur, dass weitere Diagnostik erforderlich ist.
  • Die Regel wurde primär für Erwachsenenpopulationen mit entsprechender Versorgung validiert — bei Kindern, Schwangeren oder besonderen Subgruppen fehlt ausreichende Evidenz.
  • Auch bei Erfüllung aller Kriterien bleibt ein kleines Restrisiko bestehen; klinische Überwachung bleibt angezeigt.

7. Schlussbemerkung

Die PERC-Rule stellt ein wertvolles Instrument zur Rationalisierung der Diagnostik bei Patientinnen und Patienten mit niedrigem Verdacht auf Lungenembolie dar. Durch konsequente Anwendung kann unnötige Diagnostik vermieden und Ressourcen geschont werden. Gleichwohl ersetzt sie nicht das klinische Urteil und muss im Rahmen der Gesamteinschätzung integriert werden.

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