Linksventrikuläre Funktion und ihre echokardiographische Beurteilung
Die Herzfunktion hängt von einer Vielzahl von Parametern ab, darunter die Vorhoffunktion, die Klappenfunktion und die ventrikuläre Funktion. Es ist wissenschaftlich sehr gut belegt, dass diese Parameter stark voneinander abhängig und ziemlich komplex sind. Tatsächlich stellt die Myokardmechanik ein ganzes Forschungsfeld dar. Die Herzfunktion hängt darüber hinaus auch von Kreislauf, Lungen, Nieren und neurohormonellen Faktoren ab. Hierbei gehören zu den Faktoren, die die Herzfunktion hauptsächlich durch die Beeinflussung der Ventrikelfunktion beeinträchtigen, der Blutdruck, der venöse Rückfluss, die Effizienz des Lungengasaustauschs, die Konzentration von Katecholaminen, Angiotensin, Hämoglobin usw. Ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Herzfunktion durch gezieltes pharmakologisches Targeting peripherer Mechanismen beeinflusst wird, ist der Einsatz von ACE-Hemmern und Beta-Blockern bei der Herzinsuffizienz. Diese Medikamente antagonisieren neurohormonelle Mechanismen und verbessern die Herzfunktion und das Überleben bei Herzinsuffizienz dramatisch (Yancy et al).
Um ein grundlegendes Verständnis der Herzfunktion zu erwerben, bedarf es einer kleinen Einführung in die Myokardmechanik. Dieser Abschnitt behandelt alle klinisch relevanten Aspekte der Myokardmechanik mit Schwerpunkt auf den echokardiographischen Aspekten. Der Großteil der Erläuterungen betrifft die linksventrikuläre Funktion, die über mehrere Jahrzehnte hinweg intensiv erforscht wurde. Die linksventrikuläre Funktion korreliert stark mit der Gesamt- und Herz-Kreislauf-Mortalität (Curtis et al). Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit ist die linksventrikuläre Funktion sogar ein stärkerer Prädiktor der Mortalität als das Ausmaß der Atherosklerose. Die Beurteilung der Größe, Masse, Geometrie und Funktion des linken Ventrikels ist von elementarer Bedeutung für die Diagnose und Prognose der meisten Herzerkrankungen, einschließlich der koronaren Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Arrhythmien, strukturellen Herzkrankheiten usw.
Im Laufe der Jahre wurden eine Vielzahl von Parameter eingeführt, um die linksventrikuläre Funktion zu beurteilen. Die Mehrzahl dieser Parameter kann mithilfe der zweidimensionalen Echokardiographie berechnet oder nährungsweise geschätzt werden. Der am weitesten verbreitete Parameter ist die Ejektionsfraktion (EF). Das Konzept der Ejektionsfraktion wurde 1962 von Braunwald und Kollegen eingeführt (Braunwald et al) und ist seither die dominierende Methode zur Beurteilung der Ventrikelfunktion. Zum Guten oder Schlechten ist die Ejektionsfraktion praktisch zum Synonym für die linksventrikuläre Funktion geworden.
Ein offensichtlicher Nachteil bei der Verwendung der Ejektionsfraktion besteht darin, dass sie nur die systolische Funktion beurteilt. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die linksventrikuläre diastolische Funktion ebenfalls für die globale Herzfunktion von grundlegender Bedeutung ist. Die diastolische Dysfunktion führt zu einer besonderen Art von Herzinsuffizienz, die als Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (engl. heart failure with preserved ejection fraction, HFPEF) bezeichnet wird (Redfield et al). Die HFPEF könnte sogar häufiger sein als die Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (engl. heart failure with reduced ejection fraction, HFREF).
Die Echokardiographie ist die primäre Modalität zur Untersuchung der linksventrikulären systolischen und diastolischen Funktion. M-Mode, 2D-Echokardiographie und Doppler werden verwendet, um verschiedene Parameter zu untersuchen. Die dreidimensionale (3D) Echokardiographie ist immer geläufiger geworden und kann zur Berechnung der Ejektionsfraktion so präzise sein wie das kardiale MRT (Magnetresonanztomographie).
Referenzen
Redfield et al: Heart Failure with Preserved Ejection Fraction. NEJM 2016.