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Umgang mit Patienten mit Brustschmerzen: Differentialdiagnosen und Management

Brustschmerzen sind eines der häufigsten Symptome in der Notaufnahme sowie in der primären Gesundheitsversorgung. Die Ursache (Ätiologie) von Brustschmerzen variiert je nach Alter, Geschlecht, Risikofaktoren, Art der Symptome usw. Brustschmerz ist tatsächlich eines der differenziertesten Symptome in der klinischen Praxis und es ist von grundlegender Bedeutung, gutartige Ursachen von bedrohlichen Ursachen unterscheiden zu können. Im Umgang mit einem Patienten mit Brustschmerzen besteht daher die Hauptaufgabe darin, die folgenden potenziell lebensbedrohlichen Ursachen von Brustschmerzen auszuschließen oder zu überprüfen:

  • Ischämische Herzkrankheit: stabile Angina pectoris, instabile Angina pectoris, akuter Myokardinfarkt (AMI). Beachten Sie, dass instabile Angina pectoris und akuter Myokardinfarkt unter akuten Koronarsyndromen (ACS) eingeordnet werden.
  • Aortendissektion
  • Pneumothorax
  • Lungenembolie
  • Mediastinitis (seltene Erkrankung)

Zusätzlich zu diesen fünf Ursachen gibt es zahlreiche weitere Ursachen von Brustschmerzen, allerdings sind diese entweder subakut oder nicht akut. Es ist wichtig, dass die Anamnese systematisch und genau ist, da eine gute Anamnese oft ausreicht, um eine Diagnose zu stellen oder sich zumindest auf die wahrscheinlichsten Differentialdiagnosen einzugrenzen. Die folgende Tabelle zeigt eine systematische Anamnese bei Patienten, die Brustschmerzen oder andere Symptome haben, die auf die fünf oben aufgeführten Ursachen hindeuten. Es ist wichtig, dass Anamnese und körperliche Untersuchung systematisch und gründlich durchgeführt werden, ohne die Behandlung zu verzögern.

Anamnese, körperliche Untersuchung, EKG und Laboruntersuchungen sind die Eckpfeiler des Managements Brustschmerz-Patienten. Ein 12-Kanal-EKG muss innerhalb von 10 Minuten nach Ankunft im Krankenhaus geschrieben und befundet werden. Das EKG ermöglicht die Unterscheidung von akuten Koronarsyndromen mit ST-Hebung (STE-ACS) und akuten Koronarsyndromen ohne ST-Hebung (NSTE-ACS). Die Einteilung in STE-ACS und NSTE-ACS hat entscheidet grundlegend über das Management und die Behandlung von Patienten mit akuten Koronarsyndromen. Darüber hinaus muss beachtet werden, ob das EKG bei anhaltenden Brustschmerzen geschrieben wurde: Ein EKG bei anhaltenden Brustschmerzen, aber ohne Ischämiezeichen, schließt grundsätzlich eine Myokardischämie als Ursache aus. Einzelheiten finden Sie unter “Die ischämische Kaskade”.

Anamnese bei Patienten mit Brustschmerzen (Brustbeschwerden)

PARAMETERFRAGENKOMMENTARE
Risikofaktoren für die 5 bedrohlichen ÄtiologienFamiliengeschichte (Schwerpunkt auf ischämische Herzerkrankungen, Aortendissektion, Lungenembolie, Pneumothorax). Bluthochdruck
Rauchen.
Dyslipidämie (Hyperlipidämie).
Adipositas und/oder Diabetes.
Psychosozialer Stress.
Alkoholmissbrauch.
Körperliche Inaktivität.
Ungesunde Ernährung.
Zerebrale und periphere Gefäßerkrankung.
Krebserkrankung.
All diese Risikofaktoren (außer Krebs) sind mit dem Risiko einer ischämischen Herzerkrankung (einschließlich akuter Koronarsyndrome) verbunden.
Die Risikofaktoren einer Aortendissektion ähneln denen der ischämischen Herzkrankheit.
Eine Lungenembolie wird häufig durch eine Krebserkrankung verursacht.
Auslösende FaktorenSymptome, die durch Belastung ausgelöst werden (wie starke Belastung)?
Symptome in Ruhe?
Symptome, die nach einer Mahlzeit leichter provoziert werden?
Symptome, die durch (oder nach einer Periode von) Stress hervorgerufen werden?
Symptome im Zusammenhang mit der Körperposition oder Atmung?
Akute Koronarsyndrome verursachen bereits in Ruhe Symptome.
Eine stabile ischämische Herzerkrankung verursacht keine Symptome in Ruhe, es sei denn, die Stenose ist so gravierend, dass der myokardiale Sauerstoffbedarf auch in Ruhe nicht gedeckt werden kann.
Ischämische Brustschmerzen sind nach einer Mahlzeit leichter auslösbar, da die Nahrungsaufnahme zu vermehrter Durchblutung des Magen-Darm-Trakts führt, was zu einer Unterversorgung des Herzens führen kann.
Die Symptome einer ischämischen Herzerkrankung stehen im Allgemeinen nicht im Zusammenhang mit der Körperposition oder Atmung.
Beginn und EntstehungWie beginnen die Symptome (plötzlich oder allmählich)?
Wann hat der Patient zum ersten Mal Symptome bemerkt und wie haben sich die Symptome im Laufe der Zeit entwickelt?
Bei einer stabilen ischämischen Herzerkrankung treten in der Regel keine Symptome in Ruhe auf, jedoch unter Belastung, wenn der Sauerstoffbedarf im Myokard erhöht ist. Ischämische Brustschmerzen haben typischerweise einen allmählichen Beginn und erreichen innerhalb weniger Minuten ein Maximum. Auch das Nachlassen des Schmerzes geschieht allmählich.
Einige Patienten mit akuten Koronarsyndromen haben eine vorbestehende Diagnose einer ischämischen Herzerkrankung, während andere vor der Entwicklung des akuten Koronarsyndroms noch nie symptomatisch waren.
Bei einer stabilen ischämischen Herzerkrankung verschlimmern sich die Symptome im Laufe der Zeit, was bedeutet, dass sie bei immer niedrigeren Belastungsgraden auftreten und zunehmen. Dieser Prozess dauert in der Regel Monate oder Jahre.
Lokalisation der SchmerzenWo liegt der Schmerz?
Diffuse oder eindeutige Lage?
Schmerz, der nach links ausstrahlt?
Stärker auf der linken Seite?
Eine ischämische Herzkrankheit verursacht typischerweise diffuse Schmerzen in einem großen Bereich der vorderen Brustwand (der Schmerz ist nicht eindeutig lokalisierbar). Außerdem verursacht eine ischämische Herzkrankheit häufig Schmerzen, die in den linken Arm, den Nacken, die Schulter oder den Kiefer ausstrahlen. Patienten berichten typischerweise, dass der Schmerz auf der linken Brustseite stärker ist.
Qualität des SchmerzesWie ist die Art des Schmerzes (drückend/krampfartig/mahlend, schneidend, brennend usw.)?Ischämische Brustschmerzen werden normalerweise als Druck, Quetschen oder erdrückendes Gefühl im gesamten Präkordium beschrieben und können in Nacken, Schulter, Kiefer, Rücken, Oberbauch, linken oder rechten Arm ausstrahlen.
Assoziierte SymptomeSchmerzausstrahlung in Arm, Nacken, Kiefer oder Rücken?
Kaltschweißigkeit?
Angst?
Übelkeit oder Erbrechen?
Präsynkope/Synkope?
Herzklopfen?
Dyspnoe?
Reflux?
Fieber?
Ischämische Brustschmerzen verursachen Symptome des autonomen Nervensystems, insbesondere Kaltschweißigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Dyspnoe deutet entweder auf eine kardiale oder pulmonale Ätiologie hin.
Präsynkope/Synkope deutet entweder auf eine kardiale oder pulmonale Ätiologie hin.
Palpitationen deuten auf eine kardiale oder pulmonale Ätiologie hin.
Linderung der BeschwerdenSchmerzen in Ruhe besser?
Schmerzen durch Nitroglycerin gelindert?
Ischämische Brustschmerzen lassen sich typischerweise durch Ruhe und durch Nitroglycerin-Gabe lindern. Diese Eigenschaften sind jedoch nicht spezifisch für ischämische Brustschmerzen.
Häufigkeit der SymptomeWie viele Episoden von Brustschmerzen?
Wann war die schlimmste/längste Episode und ihre Dauer?
Gesteigerte Frequenz und/oder Intensität im letzten Monat?
Zeitpunkt der letzten Episode?
Ein Myokardinfarkt tritt nach 20 Minuten von schwerer Ischämie auf. Es kann bis zu 6 Stunden dauern, bis der Troponinspiegel nach einem Myokardinfarkt signifikant ansteigt, weshalb die Troponin-Ergebnisse vor 6 Stunden nach der letzten Schmerzepisode nicht verlässlich sind. Wenn also seit der letzten Schmerzepisode 6 Stunden vergangen sind, können Troponin-Untersuchungen nachweisen, ob der Patient einen Myokardinfarkt entwickelt hat.
Bei Patienten mit stabiler ischämischer Herzkrankheit deutet eine erhöhte Frequenz und/oder Intensität der Symptome im letzten Monat darauf hin, dass sie eine instabile Angina pectoris (ein akutes Koronarsyndrom) entwickelt haben.
AndereKürzliche Infektionen (insbesondere Infektionen der Atemwege)?
Thoraxtrauma?
Schwere körperliche Anstrengung?
All dies deutet auf nicht-ischämische Ursachen hin.
Alarmierende ZeichenStarke Schmerzen.
Allgemeinzustand beeinträchtigt
Schneidender Schmerz und/oder Rückenschmerzen.
Morphinresistente Schmerzen.
Diabetiker, ältere Menschen und Frauen.
Epigastrische Schmerzen.
Lungenödem.
Starke Schmerzen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer bedrohlichen Ursache.
Ein beeinträchtigter Allgemeinzustand erhöht ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer bedrohlichen Ursache.
Schneidende Schmerzen und/oder Rückenschmerzen (insbesondere wenn sie durch den Thorax nach unten gewandert sind) deuten auf eine Aortendissektion hin.
Morphin-resistente Schmerzen deuten auf eine bedrohliche Ursache hin.
Diabetiker, ältere Menschen und Frauen können atypische Symptome haben, weshalb Angina-Äquivalente (Dyspnoe, Schwitzen, extreme Müdigkeit, atypische Schmerzen) beachtet werden müssen. Bei älteren Menschen ist Dyspnoe ist so häufig ein Symptom von akutem Myokardinfarkt wie Angina pectoris. Beachten Sie, dass epigastrische Schmerzen durch einen inferioren Infarkt verursacht werden können.
Lungenödem.
Anamnese bei Patienten mit Brustschmerzen (Brustbeschwerden)

Die Schwere der Symptome bei Patienten mit Angina pectoris sollte nach der Canadian Cardiovascular Society (CCS) eingestuft werden:

Grad IGewöhnliche körperliche Aktivität wie Gehen und Treppensteigen verursacht keine Angina. Angina bei anstrengender, schneller oder langer Belastung bei der Arbeit oder in der Freizeit.
Grad IILeichte Einschränkung der normalen Aktivität. Angina pectoris bei schnellem Gehen/Treppensteigen, Bergaufgehen, Gehen/Treppensteigen nach dem Essen, bei Kälte, Wind, unter emotionalem Stress oder in den ersten Stunden nach dem Aufwachen. Gehen von mehr als zwei Straßenblöcken in der Ebene und mehr als ein Stockwerk Treppensteigen in normalem Tempo ohne Beschwerden möglich.
Grad IIIDeutliche Einschränkung der normalen körperlichen Aktivität. Gehen von ein oder zwei Straßenblöcken in der Ebene und ein Stockwerk Treppensteigen in normalem Tempo ohne Beschwerden möglich.
Grad IVUnfähigkeit, körperliche Aktivität beschwerdefrei auszuüben, Angina pectoris kann in Ruhe vorhanden sein.
Klassifikation der Angina pectoris nach der Canadian Cardiovascular Society (CCS)

Merkmale verschiedener Ursachen von Brustschmerzen

Ischämische Brustschmerzen: Angina pectoris und akute Koronarsyndrome

Ischämische Brustschmerzen verursachen ein diffuses Unbehagen in einem ausgedehnten Bereich der vorderen Brustwand. Der Schmerz ist typischerweise nicht klar lokalisierbar und wird als Druck, Krampf oder Quetschgefühl beschrieben. Der Schmerz kann entweder in Arm, Nacken, Rücken oder Schulter ausstrahlen. Die Ausstrahlung der Arme erreicht dabei selten die Fingerspitzen. Wenn es durch die Ischämie zu einem Infarkt kommt, sind die Symptome schwerwiegender. Luftnot (Dyspnoe) begleitet häufig die Brustbeschwerden. Erschwerend ist, dass einige Patienten Schwierigkeiten haben, die Symptome zu erkennen.

Mehrere Faktoren beeinflussen die aufgezählten Symptome. Frauen, ältere Menschen und Patienten mit Diabetes weisen häufig atypische Symptome auf; insbesondere kann sich Ischämie bei diesen drei Gruppen auch nur in Form von Dyspnoe zeigen. Tatsächlich ist Dyspnoe bei älteren Menschen mit akutem Myokardinfarkt ein genauso häufiges Symptom wie Brustbeschwerden. Darüber hinaus berichten Frauen mit akutem Myokardinfarkt häufiger von Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kieferschmerzen als Männer.

Stabile Angina pectoris und akute Koronarsyndrome unterscheiden sich in mehreren Aspekten, die im Folgenden erklärt werden.

  • Angina pectoris: Angina pectoris ist ein diffuser Schmerz über der vorderen Brustwand. Er wird häufig als Druck-, Krampf- oder Quetschgefühl beschrieben. Angina pectoris wird bei einer stabilen ischämischen Herzkrankheit diagnostiziert; das bedeutet, dass Symptome nur in Situationen mit erhöhter Myokardbelastung auftreten und die Symptome nachlassen, wenn die Arbeitsbelastung endet. Ein sehr typisches Szenario ist Angina pectoris, die durch Bewegung und psychischen Stress hervorgerufen wird. Beide Situationen erhöhen die Herzfrequenz und die Arbeitsbelastung, was zu einer Ischämie führt. Das Kennzeichen einer stabilen Angina pectoris ist jedoch, dass die Symptome innerhalb von Minuten in Ruhe oder nach Verabreichung von Nitroglycerin abklingen. Ansonsten ist der Zustand nicht stabil. Angina pectoris wird auch durch Kälte provoziert. Einige Patienten haben Angina pectoris aufgrund von Vasospasmen der Koronararterien, dies ist jedoch wesentlich seltener als Atherosklerose.
  • Instabile Angina pectoris: Instabile Angina pectoris ist definiert als Angina pectoris, die sich in letzter Zeit (innerhalb der letzten 30 Tage) verändert und verschlimmert hat. Drei Szenarien werden typischerweise als instabile Angina pectoris definiert: (1) Angina pectoris in Ruhe oder bei minimaler Belastung, die 10 Minuten oder länger dauert; (2) erstmals aufgetretene Angina pectoris mit starken Schmerzen; (3) Angina pectoris, die sich verschlimmert hat, indem sie häufiger, schwerer oder über längere Dauer auftritt als zuvor. Nitroglycerin hat in diesen Fällen eine unzureichende Wirkung. Patienten mit instabiler Angina pectoris haben ein erhebliches Risiko, einen akuten Myokardinfarkt zu entwickeln. Instabile Angina pectoris und alle Arten von akutem Myokardinfarkt werden als akute Koronarsyndrome (ACS) eingestuft; die ihnen zugrunde liegende Ätiologie ist die gleiche, nämlich eine rupturierte atherosklerotische Plaque.
  • Akuter Myokardinfarkt (AMI): Der Schmerz ähnelt einer instabilen Angina pectoris, ist jedoch schwerwiegender. Er dauert praktisch immer länger als 15 Minuten, aber weniger als 12 Stunden. Begleitsymptome des autonomen Nervensystems wie Übelkeit, Kaltschweißigkeit usw. sind sehr häufig.

Die Klassifikation der akuten Koronarsyndrome (akuter Myokardinfarkt) ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

Abbildung 1. Brustschmerzen sind Kennzeichen einer Myokardischämie. Sie signalisieren, dass eine anhaltende (akute) Myokardischämie besteht. Eine sorgfältige Einschätzung der Symptome ist entscheidend, um umgehend eine Arbeitsdiagnose zu erstellen. Brustschmerzen aufgrund von Myokardischämie sind recht charakteristisch, was bedeutet, dass der Großteil der Patienten mit akuten Koronarsyndromen behandelt werden kann, bevor die Troponinwerte vorliegen. Eine gründliche Beurteilung der Symptome und das EKG reichen daher aus, um Patienten mit Brustschmerzen zu behandeln.
Abbildung 1. Brustschmerzen sind Kennzeichen einer Myokardischämie. Sie signalisieren, dass eine anhaltende (akute) Myokardischämie besteht. Eine sorgfältige Einschätzung der Symptome ist entscheidend, um umgehend eine Arbeitsdiagnose zu erstellen. Brustschmerzen aufgrund von Myokardischämie sind recht charakteristisch, was bedeutet, dass der Großteil der Patienten mit akuten Koronarsyndromen behandelt werden kann, bevor die Troponinwerte vorliegen. Eine gründliche Beurteilung der Symptome und das EKG reichen daher aus, um Patienten mit Brustschmerzen zu behandeln.

Perikarditis und Perimyokarditis

  • Eine Perikarditis kann ebenfalls Brustschmerzen im Bereich der vorderen Brustwand verursachen; die Ausdehnung variiert von der Größe einer Münze bis zu der einer Hand.
  • Der Schmerz ist häufig atemabhängig, wobei tiefe Atemzüge typischerweise den Schmerz verschlimmern.
  • Der Schmerz wird oft gelindert, wenn die Betroffenen sich nach vorne oder auf die linke Seite lehnen.
  • Die Schmerzintensität kann durchaus der Schmerzintensität bei ACS entsprechen.

Gastrointestinale Brustschmerzen

  • Kann ebenfalls in der vorderen Brustwand liegen.
  • Wird häufig als Druck oder Brennen beschrieben.
  • Kann durch körperliche Anstrengung verstärkt und durch die Nahrungsaufnahme gelindert werden.
  • Nitroglycerin kann Schmerzen lindern, die durch ösophageale Spasmen verursacht werden.
  • Schmerzen aufgrund von Magenulzera werden durch Protonenpumpenhemmer gelindert.
  • Eine Refluxösophagitis wird durch Aufstehen oder Trinken von Milch gelindert.
  • Eine Ösophagitis und ösophageale Spasmen können sehr ähnliche Schmerzen wie eine Myokardischämie verursachen.

Pulmonale Brustschmerzen

  • Eine ausgedehnte Lungenentzündung verursacht Brustschmerzen, die atemabhängig sind.

Muskuloskelettale Brustschmerzen

  • Muskuloskelettale Brustschmerzen können überall in der Brustwand und im Rücken empfunden werden.
  • Die Schmerz wird häufig als scharf und stechend beschrieben, typischerweise im Zusammenhang mit der Körperposition und von intermittierendem Auftreten.
  • Das Tietze-Syndrom sollte in Betracht gezogen werden. Dabei handelt es sich um eine gutartige Entzündung eines oder mehrerer Rippenknorpel. Dieser Brustschmerz wird von Überempfindlichkeit und Schwellung der betroffenen Knorpel begleitet. Die Knorpel sind normalerweise bei Palpation schmerzempfindlich, der Schmerz wird durch die Atmung verstärkt. Obwohl es sehr schmerzhaft sein kann, gilt das Tietze-Syndrom als gutartiges Syndrom, das sich im Allgemeinen in 3 Monaten zurückbildet.
  • Eine Spondylitis kann Rückenschmerzen verursachen, wenn sie sich in den Brustwirbeln befindet.
  • Rippenfrakturen verursachen eindeutig lokalisierbare Brustschmerzen, die mit der Atmung korrelieren. Eine Palpation verursacht starke Schmerzen. Der Schmerz klingt innerhalb von 3 Wochen allmählich ab.

Vaskuläre Brustschmerzen (Aortendissektion)

Eine Aortendissektion kann manchmal Symptome aufweisen, die von einem akuten Myokardinfarkt nicht zu unterscheiden sind. Die Präsentation der Symptome hängt auch davon ab, wo der Ursprung der Dissektion liegt und ob sie sich nach distal fortsetzt. Der Schmerz wird im Vergleich zum akuten Myokardinfarkt häufiger als reißender, schneidender Schmerz von maximaler Intensität beschrieben, der in den Nacken oder Rücken ausstrahlt. Die Schmerzen sind resistent gegen Morphin, sofern keine hohen Dosen verabreicht werden. Dyspnoe ist sehr häufig, ebenso wie autonome Begleitsymptomatik, z.B. Blässe, Kaltschweißigkeit und Übelkeit. Insbesondere neurologische Symptome sind recht spezifisch für eine Aortendissektion. Eine Dissektion kann zum Verschluss großer Arterien führen, was je nach Gefäß sowohl die zerebrale, abdominale als auch die Extremitätendurchblutung beeinträchtigen kann. Daher können bei einer Aortendissektion sowohl neurologische als auch abdominale als auch periphere Extremitätenschmerzen auftreten.

Die kardiale Neurose

Angst und Stress können Brustschmerzen verursachen. Viele Personen mit Brustschmerzen befürchten, dass ihre Symptome durch einen Myokardinfarkt verursacht werden, was die Symptome weiter verschlimmert. Der Schmerz befindet sich normalerweise links und tritt besonders in Zeiten von Stress oder Angst auf. Häufig hat der Schmerz eine ziemlich genaue Lokalisation auf der linken Seite; Patienten neigen dazu, mit einem Finger auf den Ort des Schmerzes zu zeigen. Die Symptome sind nicht bewegungsabhängig. Bei einigen Patienten treten außerdem Herzrasen, Hyperventilation, Dyspnoe und unregelmäßige Herzschläge auf.

Körperliche Untersuchung

Eine vollständige körperliche Untersuchung ist immer gerechtfertigt. Der Schwerpunkt sollte jedoch auf folgenden Punkten liegen:

  • Allgemeinzustand — Jedes Anzeichen eines geminderten Allgemeinzustands kann darauf hinweisen, dass eine schwerwiegende Ursache zugrunde liegt.
  • Herzfrequenz — Die Herzfrequenz unterscheidet nicht zwischen den Differentialdiagnosen, muss jedoch gemessen werden, um die Kreislaufsituation zu beurteilen.
  • Blutdruck — Der Blutdruck sollte in beiden Armen gemessen werden, wenn ein Verdacht auf eine Aortendissektion besteht. Ein Druckunterschied (zwischen dem linken und dem rechten Arm) von mehr als 15 mmHg verstärkt den Verdacht.
  • Sauerstoffsättigung
  • Atemfrequenz
  • Körpertemperatur
  • Anzeichen einer Dekompensation (Herzinsuffizienz)
  • Untersuchen und palpieren Sie die Thoraxwand. Klären Sie, ob der Schmerz mit Palpation, Rotation des Torsos oder einer bestimmten Körperposition, Armbewegungen usw. zusammenhängt.

EKG-Veränderungen bei Ischämie/Infarkt

EKG-Veränderungen bei Myokardischämie und -infarkt wurden bereits diskutiert. Kurz gesagt deuten die folgenden EKG-Veränderungen auf eine Myokardischämie oder einen Infarkt hin.

  • ST-Hebung (STEMI)
  • ST-Strecken-Senkung (NSTEMI)
  • T-Wellen-Veränderungen: flache T-Wellen, invertierte T-Wellen, hyperakute T-Wellen
  • Pathologische Q-Zacken, QS-Komplex, Pathologische R-Progression, Fragmentiertes QRS-Segment
  • Neu aufgetretener Linksschenkelblock (LBBB)
  • Neu aufgetretene Arrhythmien (sowohl Bradykardie als auch Tachykardie)
  • Neu aufgetretene Reizleitungsstörungen

Wenn möglich, sollte ein EKG bei bestehenden Brustschmerzen geschrieben werden. Der Grund dafür ist, dass Brustschmerzen, die nicht von ischämischen EKG-Veränderungen begleitet werden, nicht durch Myokardischämie/-infarkt verursacht werden (siehe “Die ischämische Kaskade”). Daher schließt ein EKG, das bei anhaltenden Brustschmerzen geschrieben wurde und keine Ischämiezeichen aufweist, eine Myokardischämie als zugrunde liegende Ursache aus. Darüber hinaus ist es wichtig, das aktuelle EKG mit einem früheren EKG zu vergleichen, wenn dies möglich ist.

Es wird empfohlen, das EKG in Zeitintervallen von 5 bis 15 Minuten zu wiederholen (auch in der Notaufnahme). Eine Myokardischämie ist ein dynamischer Prozess und 60% der ischämischen Episoden, die mittels EKG nachgewiesen werden, sind asymptomatisch.

Verwenden Sie auch zusätzliche EKG-Ableitungen, wenn ein Verdacht auf einen posterioren (posterolateralen) Myokardinfarkt oder einen rechtsventrikulären Infarkt besteht.

Laboruntersuchungen

Troponin T oder Troponin I wird verwendet, um eine Myokardnekrose nachzuweisen (siehe Diagnostische Kriterien des akuten Myokardinfarkts). Es kann bis zu 6 Stunden dauern, bis der Troponinspiegel nach einem akuten Myokardinfarkt signifikant ansteigt. Somit sind Troponinwerte erst 6 Stunden nach der letzten Brustschmerz-Episode schlüssig. In der klinischen Praxis werden Troponinwerte bei der Ankunft und 6 Stunden später entnommen. Eine dritte Probe kann 24 Stunden nach dem Überleben (survival? or arrival?) entnommen werden. Blutfette und Glukose müssen zusätzlich immer untersucht werden. D-Dimere werden nur bei Verdacht auf eine Lungenembolie abgenommen.

Bildgebung

Ein Röntgen-Thorax ist nicht grundsätzlich indiziert. Es kann jedoch in Betracht gezogen werden, wenn ein Verdacht auf Pneumothorax, Pleuritis, Pneumonie oder Herzinsuffizienz besteht.

Eine Computertomographie (CT) ist indiziert, wenn ein Verdacht auf eine Aortendissektion oder eine Lungenembolie besteht. Moderne CT-Protokolle sind in der Lage, beide Differenzialdiagnosen zu klären.

Ein Echokardiogramm, einschließlich der Beurteilung der Aorta, wird empfohlen und kann sowohl für Diagnostik als auch Therapie wegweisend sein.

Risikostratifizierung von Patienten mit akuten Koronarsyndromen (ACS)

Verwenden Sie evidenzbasierte Modelle, um das Risiko von Infarkt und Tod abzuschätzen.

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